Der Kuss der Göttin

Mariella-Carola-Renne_Blog_Der-Kuss-der-Goettin.jpg

~ erschienen im „Reiseführer Abenteuerland Frau“

Es war dieser heiße, wundervolle Sommer auf Corfu. Ich verbrachte dort eine traumhafte Zeit in einem Frauenretreat.

An einem Abend hatte ich ein Fotoshoot mit der genialen B. F. gebucht.

Unser Weg führte uns zunächst in einen magischen Olivenhain.

Das Highlight sollte aber der Sonnenuntergang an einem fast leeren Strand werden.

Bereits durch die recht mystische Stimmung im Olivenhain war ich einem, na sagen wir, recht meditativen Zustand. Bibbie hatte mir als einziges zu Beginn den Rat: „Be who you are“ gegeben …

Je mehr ich im Verlauf des Abends in der Lage war, in mich hineinzuspüren, desto besser vermochte ich dies zu verkörpern.

Meine Trommel nahm den Takt auf, während die Wellen, die vom untergehenden Licht der Sonne in rot-violett-goldenes Licht getaucht wurden, meine Beine umspülten. Irgendwann legte ich die Trommel an den Strand und setzte mich im Yogasitz ins fast flache Wasser. Das Wasser kam und floss zurück. Ausdehnen… Zurückziehen.

Mein Kleid, das die Wellen mittlerweile komplett durchnässt hatten, zog ich irgendwann aus. Die Gegenwart von Bibbie und ihrer Kamera hatte ich total vergessen.

Ich war völlig versunken in dieser magischen Energie der untergehenden Sonne, dem Funkeln und Glitzern der Lichtstrahlen auf dem Wasser. Fast von meinem Körper losgelöst, dafür verbunden mit den Elementen saß ich in Gebetshaltung dort.

Die Wellen flossen weiterhin um mich herum, das Wasser und der Sand umspielten mich sanft…

Und dann war SIE da. Die Große Göttin schenkte mir einen der intimsten, berührendsten Momente in meinem bisherigen Leben.

Das Wasser umspülte mich bis zu den Hüften, die ich da im Schneidersitz saß. Stetig, langsam, wurde der Sand unter mir mit jeder Welle weggespült, ich sank unbemerkt immer tiefer…

Und dann… plötzlich… war da diese nasse, saugende, sanfte aber gleichzeitig kraftvolle Berührung.

Mit aller Inbrunst küsste Sie mich, mit einem schmatzenden Geräusch Ihres sandwarmen Munds meine Vulva umhüllend.

All Ihre Weisheit, ihr uraltes Wissen flossen in diesem Moment durch meine Vulvina, sich in meinem ganzen Schoßraum verbreitend. Ein sanftes Vibrieren all meiner Zellen war die Antwort. Dies war der Moment. Ich gab mich Ihr völlig hin. Mein Körper wurde Ihr Körper. Sie war ich.

Hierauf hatte wohl Poseidon, Gott des Meers gewartet, der nun die Bühne betrat.

Sanft, liebevoll umspielte er mit jeder heranrollenden Welle den Körper seiner Geliebten, Göttin Gaia.

Er drang in sie ein, ergoss sich in Ihr. Verließ Ihrer Körper, um mit der nächsten Wellen wieder sanft, aber beharrlich in Sie einzudringen. Wieder und wieder und wieder…

Jeder seiner Ergüsse aus Salzwasser und Sand löste die alten, von Generation zu Generation weitergereichten Schichten an Verletzungen, Angst, Scham, Wut, Missbrauch… aus meinen Zellen. Spülte sie mit der nächsten Welle hinaus in die Weiten des Ozeans.

Nach wohl nur wenigen Momenten der totalen Hingabe, jedoch gefühlte Äonen später, kehrte mein Bewusstsein zurück. Ich spürte, wie Heil(ig)ung geschah. Ich war wieder in meinem Körper.

Was ich bisher vom Verstand schon wusste… dies hatte sich jetzt, in diesen magischen Momenten, tief in meinem Zellbewusstsein verankert.

Mein Körper ist Heilig.

Meine Vulvina ist der Heilige Zugang zu diesem Ort der Schöpfung, an dem der Hieros Gamos, die Heilige Hochzeit, die Vereinigung von Gott und Göttin, stattfindet.

Ich achte, ehre und schütze diesen Raum mit diesem „Wissen“ inzwischen ganz besonders.

Nur jemandem, der diese Heiligkeit sieht, ehrt und würdigt… und aus dieser Haltung handelt, lasse ich im wahrsten Sinne die Zugbrücke herunter. Möge er achtsam den Heiligen Boden betreten…. und vielleicht den Heiligen Gral finden.

Vulvina ~ zusammengesetzt aus Vulva (Schamlippen) und Vagina

Der Kuss der Göttin ~ erschienen im „Reiseführer Abenteuerland Frau“ von Sabine C. Pahlke und H.-J. John